Lichttherapie bei depressiven Symptomen (Hypericum – Licht-Therapie)

1 Einordnung der optischen Strahlung im Gesamtbereich der elektromagnetischen Strahlung,

Depressionen gehören heute zu den häufigsten psychiatrischen Erkrankungen. Die zunehmende Künstlichkeit unserer Umwelt, dazu gehören u. a. die veränderten Tag/Nacht-Zyklen, Stress usw., führt zu Störungen der Hormonprozesse. Die Ergebnisse nachfolgender Studie sollen aufzeigen, dass mit einer Kombinationstherapie Licht/Johanniskraut antidepressive Wirkungen entwickelt werden können.

Im Jahr 1855 wurde die erste öffentliche Badeanstalt in Veldes (Kraina im heutigen Slowenien) eröffnet [1 ]. Bereits damals erkannte Rickli die Notwendigkeit, sich nicht zu oft dem Einfluss der natürlichen klimatischen Umweltbedingungen, Sonne, Luft und Wasser zu entziehen. Vor über hundert Jahren schrieb Quinke [2], dass die Wirkung des Lichtes auf den Organismus von Lebewesen zu wenig bekannt sei und erkundet werden müsse, um Lieht gezielt einsetzen zu können.

Einleitung

Trotz erheblicher Fortschritte der Wissenschaft und Technik bei der Anwendung optischer Strahlung in der Medizin ist es für einige Gebiete in der Gegenwart und in der Zukunft erforderlich, verstärkt wissenschaftliche Untersuchungen durchzuführen. Den ersten Nobelpreis erhielt Finsen 1903 für die erfolgreiche Behandlung der Hauttuberkulose mittels optischer Strahlung. Seit etwa 1910. praktisch mit Beginn der Entwicklung und Produktion industrieller Strahler, wurden fast alle Bereiche der optischen Strahlung (Bild 1) für therapeutische Zwecke genutzt. Es war möglich geworden, die Wirkung optischer Strahlung auf menschliche Haut, Auge und Blut unter künstlich erzeugten Bedingungen zu untersuchen und deren Wirkungen zu beschreiben. Schubert [3] formulierte im Jahr 1926 Bemerkenswertes.»Es tritt uns wieder eine wunderbare Harmonie vor Augen, welche darin liegt, dass die zu durchstrahlenden Hautschichten und das Serum eine so viel geringere Absorptionskraft haben, als der rote Blutfarbstoff, der für diese Strahlung der Empfänger ist, und endlich ein großartiges Beispiel von Anpassung unserer Gewebe an die von der Sonne ausgehende Strahlung, deren kürzeste Wellenlängen in unserem Klima meist über 300 nm liegen, so dass die danach jäh einsetzende Absorption darauf zurückzuführen ist, dass unter natürlichen Verhältnissen dem Körper keine kürzere Strahlung angeboten wird. Die gesamte Lichtbiologie und Lichttherapie wird sich mit der Feststellung dieser Tatsachen auseinandersetzen müssen. « Die Auseinandersetzung zur Wechselwirkung optischer Strahlung und belebter Materie prägt die Photomedizin und Photobiologie seit vielen Jahrzehnten in zunehmendem Maße interdisziplinär.

Zur Behandlung saisonal abhängiger Depressionen (SAD) wurde im Verlauf der letzten 15 Jahre die Lichttherapie untersucht und entwickelt. Für die Autoren stand die Aufgabe, die Lichttherapie bei gleichzeitiger Anwendung des Photosensibilisators Johanniskraut (Hypericum perforatum) zu testen.
Lichttherapie

Depressionen gehören heute zu den häufigen psychiatrischen Erkrankungen. Vermutlich hat es sie schon immer gegeben, 1980 berichteten Lewy und andere [4] erstmals, dass ein Zusammenhang zwischen dem Wechsel der Jahreszeiten einerseits und der Häufigkeit und Intensität des Auftretens von Depressionen andererseits besteht. Lewy entdeckte, dass helles Licht die allnächtliche Melatoninausschüttung unterdrückt und den Körper auf Tagbetrieb umstellt. Die Folgejahre bestätigten, dass diese Nachtsignal »Melatoninausschüttung« manipuliert werden kann.

Exakte Aussagen zur Häufigkeit dieser Störungen liegen allerdings nicht vor, da je nach Region, Fragestellung und Qualifikation der Ärzte andere Stichprobenergebnisse mitgeteilt werden. Nach Faust [5] kann man in der allgemeinärztlichen Praxis 5-20 % depressive Störungen und in der Nervenarztpraxis 10-50 % erwarten. Saisonal abhängige Depressionen treten relativ häufig auf, in Abhängigkeit von der Nord-Süd-Geographie zwischen 10 und 20 % der depressiven Episoden [6]. Die Symptome entsprechen denen einer depressiven Episode.

Ergebnisse der HL-Therapie

Die in der Studie eingeschlossenen 40 Patienten wurden während der vorgesehenen 6 Wochen beobachtet. Stationäre Einweisungen oder Abbrüche der Therapie kamen nicht vor. Die Auswertung der Untersuchungen wurde mit einem statistischen Verfahren zur Erfassung psychopathologischer Veränderungen mit depressiven Störungen nach der Hamilton-Skala (HAMD) vorgenommen [31].
Nach Auswertung der HAMD zeigen sich folgende Ergebnisse:

Bereits nach 2 Wochen tritt ein signifikanter Abfall der Depressionswerte auf. der bei HL-Therapie deutlicher ist als bei allgemeiner Pharmakotherapie (signifikant auf dem 5 %-Niveau). Die Differenz wird nach 4 Wochen noch größer, um nach 6 Wochen nur noch gering (statistisch nicht mehr signifikant) auszufallen. Daraus deutet sich ein schnelles Ansprechen der HL-Therapie an [31). Bei insgesamt 13 der 40 Patienten kam es zu leichten Nebenwirkungen. Sie wurden als wenig belastend definiert, schränkten in keinem Fall die weitere Ordination ein. Die »Nebenwirkungen« musste jeder Patient bei Jeder Vorstellung angeben, so dass der relativ hohe Anteil durch die besondere Orientierung darauf erklärbar wird [31]. Woelk u.a. [24] berichteten in einer Studie an 3 250 Patienten nur in 2,43 % von – allerdings »spontan gemeldeten« – Nebenwirkungen. Die uns berichteten Symptome sind denen einer Placebowirkung vergleichbar. Differenzen der Nebenwirkungen bei der Therapie mit und ohne Licht zeigen sich nicht, insbesondere keine Häufung der Hautveränderungen bei zusätzlicher Lichtapplikation.

  • Die Zuordnung von Therapieerfolg und Nebenwirkungen zur spektralen Emission der Geräte brachte keine signifikanten Differenzen. Ein gewisser, nicht signifikanter Trend zur schnelleren Wirkung deutete sich bei dem Testgerät 3 an. Weitere Untersuchungen sollen durchgeführt werden. Verallgemeinernd lässt sich damit feststellen, dass in Übereinstimmung mit der Literatur diese wirksame und nebenwirkungsarme Therapie depressiver Störungen zu bestätigen ist. Die gleichzeitige Ordination von Licht scheint ein zusätzlicher positiver Faktor zu sein. Eine kombinierte Therapie greift schneller, wobei nach 6 Wochen der Behandlung der Unterschied nicht mehr signifikant ist. Damit ist die Bemerkung vonHarrer[32] nachzuvollziehen, dass »Hypericum die Schwelle für die biologische Wirkung des Lichtes erniedrigt«. Hypericum ist ein Photosensibilisator. Über den möglichen Einsatz anderer Photosensibilitisatoren sollte nachgedacht werden.

Kritisch muss vermerkt werden, dass diese Aussagen bei einer relativ geringen Anzahl von Patienten gewonnen wurden. Auch der psychologische Effekt der Kombinationstherapie ist nicht zu vernachlässigen. Die Patienten und ihre Angehörigen berichten übereinstimmend, dass gerade die tägliche Lichttherapie zu einer besseren Einstellung auf die Beschwerden führte. Die Toleranz für den Patienten und sein Leiden nahm zu, offensichtlich auch durch die demonstrierte und zu akzeptierende Behandlung. Unabhängig von der Deutung besteht aber kein Zweifel, dass Johanniskraut allein und noch mehr in Kombination mit Lichttherapie eine gute Alternative in der Behandlung für leichte und mittelschwere depressive Störungen darstellt.
Zusammenfassung

  • Johanniskrautpräparate sind wirkungsvolle Medikamente in der Behandlung leichter und mittelschwerer depressiver Episoden. Die seltenen Nebenwirkungen, die positiven Einflüsse auf mentale und psychomotorische Funktionen sowie die fehlende Ermüdungsminderung machen diese Präparate zu wichtigen Therapeutika für den Hausarzt, darüber hinaus auch fürdieanderen Fachdisziplinen.
    – Die Kombination von Licht- und Johanniskrauttherapie scheint eine zusätzliche antidepressive Wirkung zu entwickeln, Nebenwirkungen von Bedeutung treten nicht auf, der Effekt der Depressionslösung beginnt früher.

– Die Compliance für die HL-Therapie ist groß (fehlende Nebenwirkungen, Möglichkeit zu aktivierenden Maßnahmen durch den Patienten, verbesserte Akzeptanz des Patienten in seinem Leiden).

– Die Wirkungen der einzelnen Wellenlängenbereiche bei der Therapie der Depression muss weiter untersucht werden. Dies wird zu einer Verbesserung der HL-Therapie führen. Möglicherweise können am Ende dieser Entwicklung Spezialleuchtstofflampen zur HL-Therapie vorgestellt werden.

– Im Ergebnis umfangreicher Literaturrecherchen und eigener Untersuchungen stellt sich die Frage, ob die Angabe der Beleuchtungsstärke am Auge in Lux die geeignete lichttechnische Größe ist, oder ob man nicht besser die Beleuchtungsstärke auf der Netzhaut, die von der Leuchtdichte und dem Pupillendurchmesser abhängig ist verwenden sollte. Für eine vollständige Beschreibung der Lichtsituation sollten deshalb folgende Parameter immer angegeben werden:

– Beleuchtungsstärke am Auge

– Leuchtdichte des Gerätes

– Größe der leuchtenden Fläche

-Abstand Patient zum Gerät

– Spektrum der Lampen

– Einwirkungsdauer.

– Die Verwendung der Strahldichte in wissenschaftlichen Arbeiten würde eine bessere Vergleichbarkeit der Untersuchungsergebnisse ermöglichen und entscheidende Impulse zur Bestrahlungsgeräte- und Verfahrensweiterentwicklung geben